Agrarökologin Dr. Angelika Hilbeck: »Diese Branche lebt davon, viel Schaum zu schlagen«

Die Agrarökologin Dr. Angelika Hilbeck im Interview mit Spektrum.de, dem Online-Wissenschaftsportal der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft über vollmundige Versprechungen der Agrogentechnik-Lobby, kleingeredete Risiken von Genome Editing und mächtige Industrieinteressen im Hintergrund. Nicht weniger als eine neue grüne Revolution auf dem Acker versprechen die Befürworter der Agrogentechnik-Industrie. Warum das Natur, Konsument und Landwirten zu schaden droht, erklärt Angelika Hilbeck im Interview.

Die Agrarökologin forscht am Institut für Integrative Biologie im Departement Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich unter anderem zu den Risiken und Auswirkungen genetisch veränderter Pflanzen auf die Nahrungsmittelproduktion und auf die Umwelt. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist das Verhältnis von Biodiversität und transgenen Pflanzen. Hilbeck war an der Implementierung des Cartagena-Protokolls zur Biosicherheit der UNO beteiligt. Aufgrund ihrer Erfahrungen in der internationalen Landwirtschaft und in der lokalen Situation von Kleinbauern wurde sie zur Mitarbeit am Weltagrarbericht (IAASTD 2008) berufen. Hilbeck ist Stiftungsrätin bei Brot für alle und war Vorsitzende des European Networks of Scientists for Social and Environmental Responsibility (ENSSER), in dessen Vorstand sie weiterhin tätig ist. Sie ist Mitglied des Beirats der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler.

Hilbecks Forschung war immer wieder Angriffen betroffener Industrien ausgesetzt. So zeigte sie in ihrer Arbeit in den 1990er-Jahren auf, dass Bt-Mais zur Schädigung von Larven der Gemeinen Florfliege führen kann, woraufhin sie sich Anfeindungen des Unternehmens Ciba-Geigy ausgesetzt sah. Hilbecks Fall führte zu einer Debatte über die Forschungsfreiheit an industriefinanzierten Instituten.

In der öffentlichen Debatte um Auswege aus der Klimakrise setzt sich Hilbeck wegen deren Energieintensität und Umweltschädlichkeit für eine Abkehr von der industriellen Intensivlandwirtschaft ein und fordert stattdessen wegen deren Beitrag zur Biodiversität eine Hinwendung zu agrarökologischen Produktionssystemen.

Interview Dr. Angelika Hilbeck »Diese Branche lebt davon, viel Schaum zu schlagen«.

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